Recruiting Convent 2013: Highlights & Rückblick

Wie bereits vergangene Woche angekündigt, hat Queb auch dieses Jahr wieder den Recruiting Convent auf Schloss Bensberg besucht. Die Highlights der vergangenen zwei Tage gibt es nun hier im Rückblick.

Videos im Employer Branding liegen auch beim 7. Recruiting Convent im Trend: Prof. Dr. Beck, eröffnete den Convent mit einer Parodie zu den fünf schlechtesten Azubi Videos. Mehr als 99.000 Views (und schnell wachsend) auf YouTube sprechen eine deutliche Sprache!

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Men Fadri Keller
, HR Marketing & Recruiting Manager, Coca-Cola HBC Schweiz AG, berichtete anschließend vom “Job-Dating als alternative Recruiting-Strategie” zur Rekrutierung von Außendienstmitarbeitern in der Schweiz.

Ausgangssituation für den Einsatz des Job-Datings ist die Problematik, dass viele Bewerber nach einem mMühsamen Bewerbungs- und Rekrutierungsprozess feststellen, dass der angestrebte Job letztlich überhaupt nicht zu ihnen passt und sie anschließend wieder viel zu schnell ausscheiden.

Coca Cola sucht für die Schweiz regelmäßig ca. 250 Außendienstmitarbeiter, um alle Bezirke betreuen zu können. Können Bezirke einmal nicht durch einen Mitarbeiter betreut werden, ist der Verkaufsrückgang statistisch nachweisbar. Damit ist die möglichst zeitnahe Besetzung freier Stellen erfolgstkritisch für den Unternehmenserfolg.

Die Strategie sieht vor, Kandidaten zu rekrutieren noch bevor eine Stelle frei wird. Hierfür wird, u. a. mittels der Job-Datings, ein Talent Pool aufgebaut, auf den das Unternehmen kurzfristig zurückgreifen kann. Der Job-Dating Day beinhaltete dann neben dem Speed Dating sowie die Möglichkeit Coca Cola (Außendienst-) Mitarbeiter zu treffen und kennen zu lernen.

Coca Cola Talent Pool Ablauf

Insgesamt machte das Unternehmen bei diesem neuen Format eine ganze Reihe neuer Erfahrungen:

  • auch Kandidaten die letztlich gar nicht angenommen wurden, waren im Anschluss an das Event sehr zufrieden, weil sie eine Möglichkeiten hatten den Job kennen und einschätzen zu lernen.

  • Darüber hinaus hatte die Kampagne auch eine interne Auswirkung, weil  Cocoa Cola Mitarbeiter es positiv aufnahmen, dass ihr Arbeitgeber eine derartig innovative Maßnahme unterstützt und durchgeführt hat.

  • Von 300 Bewerbungen für den Job-Dating Day wurden 180 Teilnehmer eingeladen, von denen später 30 in den Pool wanderten und fünf bereits angestellt wurden.

  • Durch den Aufbau des Pools konnte die Rekrutierungszeit von vorher 45 auf nur 10 Tage gesenkt werden.

  • Für die Bewerber ist es scheinbar noch gewöhnungsbedürftig, ein Unternehmen kennen zu lernen bei dem eine tatsächliche Einstellung (aus dem Pool heraus) aber unter Umständen erst deutlich später erfolgt.

  • Auf Unternehmensseite wiederum stellen sich neue Fragen, wie z. B. wie lange Kandidaten im Pool erhalten bleiben sollen?

Für Coca Cola war das Event jedenfalls ein voller Erfolg!

“Sechs Unternehmen und eine Employer Brand, wie geht das?”
Diese Frage stellte Dr. Thorsten Junkermann, Geschäftsführer der Hunsrück Klinik kreuznacher Diakonie, der über INCLINICA, einen Verein zur Förderung von Gesundheitseinrichtungen und eine “kooperative Arbeitgebermarke” berichtete.

Ausgangsproblematik für die Gründung des Vereins sind die Herausforderung von Krankenhäusern, vor allem in ländlichen Regionen, die verfügbaren Stellen ausreichend zu besetzen. Vor allem junge und alleinstehende Ärzte in ländlichen Regionen für Krankenhäuser mit geringem überregionalen Bekanntheitsgrad zu rekrutieren scheint hier ein großes Problem zu sein. Hinzu kommt die Schwierigkeit als einzelnes Krankenhaus die Präsenz auf dem Markt zu steigern. Außerdem ist die Erschließung von Fachkompetenz, zur wirksamen Bearbeitung des Arbeitsmarktes, für einzelne Krankenhäuser zu aufwändig.

Weiterbildung ist als Maßnahme, um Attraktivität bei der Zielgruppe zu schaffen, von den Kliniken erkannt worden, weshalb sich mehrere Interessenten aus der Region Mittelrhein-Mosel-Hunsrück zusammengeschlossen haben. Der gemeinnützige Verein wurde im April 2011 gegründet und bildet aktuell ein einzigartiges Netzwerk in der deutschen Gesundheitsbranche.

Zweck des Vereins ist vor allem die Organisation einrichtungsübergreifender Fach-und Fortbildungsveranstaltungen im Gesundheitsbereich. Weiterhin soll die Personalrekrutierung effizienter gestaltetzu gestaltet und die Qualität der eingehenden Bewerbungen gesteigert werden. Auch der Aufbau eines Talent Management ist als Maßnahme des Vereins in Planung.

Insgesamt handelt es sich um ein hoch komplexes und spannendes Thema mit unzähligen Herausforderungen in diesem wichtigen Bereich Gesundheit, der uns alle irgendwie betrifft. Es wird spannend sein, die Entwicklung des jungen Vereins und dessen Auswirkungen zu beobachten.

Den Abschluss des ersten Abends bildete die Talkrunde “Persönliche Erfahrungen aus 60 Jahren Personalmarketing & Recruiting”. Marcus Reif (Head of Recruiting & Employer Branding von Ernst & Young), Marcus Fischer (Head of Employer Branding & Recruiting, Baloise Group) sowie Dr. Hans-Christoph Kürn (Leiter e-Recruiting, Siemens AG) standen Herrn Prof. Beck und dem Publikum Rede und Antwort zu den verschiedensten Fragestellungen, wie z. B.:

  • Haben die Vorstände der Unternehmen die Bedeutung von Employer Brandung erkannt? Wie ist die interne Unterstützung?
  • Hat der Bereich Personalentwicklung die Bedürfnisse heutiger Bewerber (insbes. Gen Y) schon verstanden?
  • Wie ist der interne Umgang mit Arbeitgeberrankings?
  • Wie viel technisches Know-how wird heute im Personalmarketing benötigt?

Eine inspirierende und teilweise durchaus kontroverse Diskussionsrunde, bei der die drei Teilnehmer auch ein wenig aus dem Nähkästchen plauderten. Die daraus resultierenden Diskussionen wurden beim anschließenden gemeinsamen Dinner vertieft.

Eine ähnliche Ausgangssituation wie im Vortrag zur Intitiative INCLINICA (s. o.) herrscht bei der Gründung der Akademie “Institute of Culinary Art” vor, von der Gerhard Bruder in seinem Vortrag “Ganzheitliches Talentmanagement selbst in die Hand genommen – Mit innovativen Ansätzen von einer ganzen Branche” berichtet. Der Geschäftsführer der Akademie, die zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Gastronomie gegründet wurde, erläuterte zunächst die Herausforderungen ausreichend Fachkräfte für diese Branche zu finden.

Die Gründe für die Probleme sind vielfältig. Unter anderem zählen hierzu:

  • Allgemeine demographische Entwicklung,
  • Abnehmende Zahl der Schulabgänger,
  • Starke Entwicklung, hin in Richtung Systemgastronomie, in der große Ketten immer weniger Fachkräfte benötigen,
  • Hohe Zahl an Ausbildungsabbrüchen.

Weiterhin ist sich die Branche sich darüber im Klaren, dass für die Deckung des Personalbedarfs zukünftig vor allem Frauen, Migranten, ältere Menschen und Mitarbeiter aus dem Ausland rekrutiert werden müssen, obwohl für diese Zielgruppen gleichzeitig keine Ausbildungswege bereitstehen.

Die Auswirkungen sind deutlich spürbar. Laut dem Wirtschaftsmagazin Brand Eins (Ausgabe 06/2012) liegt die

  • Zahl der Auszubildenden zum Restaurantfachmann je 100 angebotene Stellen im Jahr 2010 bei 86,7 und die 
  • Zahl der Auszubildenden zum Fleischer je 100 angebotene Stellen im Jahr 2010 bei nur 81,5.

Im Vergleich dazu liegt die

  • Zahl der Bewerber für einen Ausbildungsplatz als Tierpfleger je 100 angebotene Stellen im Jahr 2010 bei 216,7 und die
  • Zahl der Bewerber für einen Ausbildungsplatz als Sport- und Fitnesskaufmann je 100 angebotene Stellen im Jahr 2010 bei 134,8.

Institute of Culinary Art, Ablauf Weiterbildungsmodul

Die gegründete Akademie sorgt nun mit einer Vielzahl an Partnern (darunter Industrieunternehmen genauso wie Hotels und prominente Köche wie Johann Lafer) für (berufsbegleitende) Weiterbildungsmöglichkeiten. Diese sind in Module eingeteilt, die die Teilnehmer in eigener Geschwindigkeit bearbeiten können.

Insgesamt handelt es sich hier um eine hochinteressante Entwicklung. Wenn bereits zwei Branchen (Gesundheit und Gastronomie) mit derartigen Initiativen auf den Fachkräftemangel reagieren, dürfen wir wohl gespannt sein, was uns diesbezüglich in Zukunft noch alles erwartet!

Die schwierige Aufgabe, das Publikum nach der Mittagspause des zweiten Tages wieder mitzureißen, übernahm dieses Jahr Daniel Schalberger,  IT Security Consultant bei der SySS GmbH. “10 Angriffe in 40 Minuten” versprach er dem Publikum – und hielt sein Versprechen. Obwohl scheinbar schon die meisten Zuhörer ihre Handys sicherheitshalber abgeschaltet hatten, mussten sie sich um ihre eigenen Geräte keine Sorgen machen. Die mitgebrachten Geräte von Daniel Schalberger hatten es da allerdings nicht so gut.

Auf seiner Agenda für die 10 Angriffe standen dann:

1. Angriff auf ein gesperrtes iPhone
2. Angriff auf ein gesperrtes Android-Telefon
3. Targeted Attacks: Angriff auf die Privatsphäre
4. Angriff auf Unternehmen: USB-Trojaner
5. Billig einkaufen: Preismanipulation in Web-Shops
6. Kopieren ganzer Datenbanken: SQL-Injection
7. Cross-Site Scripting (Defacement von Webseiten, Übernahme einer fremden Identität)
8. Google-Hacking
9. Denial-of-Service
10. Öffentliches WLAN – Was kann schon passieren?

Als Schon als nach nur wenigen Minuten das mitgebrachte iPhone geknackt war herrschte im Publikum eine gemischte Stimmung aus aus Stille und Verwunderung. Das Andorid Telefon war zwar dann schon kaum noch spektakulär, aber spätestens als Herr Schalberger auf Shoppingtour ging und vorführte wie er in einem zuvor ausgespähten Webshop zu beliebigen, selbst festgelegten Preisen einkaufte, herrschte mindestens allgemeine Verunsicherung.

Im Jahr 2011 entstanden finanzielle Schäden durch Internetkriminalität in Höhe von 114 Milliarden Dollar. Die Relevanz des Themas ist also nicht ganz von der Hand zu weisen. Zum Abschluss gab der Experte noch einige Tipps wie man sich zumindest ein wenig schützen kann.

  • Antivirussoftware / Firewall einsetzen
  • Systeme regelmäßig updaten
  • Sichere Passwörter verwenden
  • IT-Security-Nachrichten verfolgen
  • Gefundene USB Sticks nicht ohne vorherige Prüfung verwenden
  • Verdächtige (PDF) Dateien lieber nicht öffnen und den Absender (falls bekannt) vorher um Bestätigung bitten

Alles in allem bot der Recruiting Convent auch dieses Jahr wieder eine breite Palette an Themen. Nach wie vor steht für viele Teilnehmer allerdings das Networking zwischen den Vorträgen hoch im Kurs. Wir sind gespannt, welche Themen uns im nächsten Jahr erwarten!